Die Mauer um das Gizeh-Plateau

Warum eine Mauer um das Gizeh-Plateau?

Diese Frage wird seit nunmehr gut zwei Jahren immer wieder gestellt. Die ungewöhnliche Baumaßnahme begann im Jahre 2002 und seit dieser Zeit taucht die Frage nach dem WARUM auf.

Ich selbst habe diese Baumaßnahme während meiner jährlichen Aufenthalte stets bemerkt, ihr aber bis heute recht wenig Aufmerksamkeit beigemessen. Letztlich ist es nichts Ungewöhnliches, wenn man berücksichtigt, dass so viele Dinge rund um das Gizeh-Plateau und die große Pyramide in den vergangenen Jahrzehnten der Weltöffentlichkeit vorenthalten wurden. Die Mauer schein fast schon symbolisch einen Kreislauf zu schließen bzw. einzuschließen.

Die vielen Spekulationen um geheime Forschungsprojekte, Zeitreisen und unterirdische Kammer und Hallen kommen wohl nicht von ungefähr und bieten viel Raum für Spekulationen. Schließlich spielt die große Pyramide auch in der Freimaurerei seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle.

Das Interesse der Freimaurer:

Über das besondere Interesse der Freimaurer an der großen Pyramide ist besonders in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr publiziert worden. Nicht zuletzt steht die Ein-Dollar-Note der Vereinigten Staaten, auf der die Pyramide abgebildet ist, in einen direkten Zusammenhang zum Freimaurertum und dessen Ideologie. Vergessen werden sollte dabei auch nicht der Seeadler, der ebenfalls auf der Geldnote dargestellt wird und der mit dem altägyptischen Phönix und letztlich mit den Geheimnissen des alten Priesterzentrums Heliopolis in direktem Zusammenhang steht. In Zusammenhang mit Heliopolis können wir auch die große Bedeutung der Obelisken sehen. Heute stehen nicht nur in den großen Städten dieser Welt Obelisken, auch vor den großen Machtzentren London (der „City“), Washington und New York stehen die alten ägyptischen Obelisken.

Was in der Weltpolitik gilt, trifft teilweise auch auf Ägypten zu, denn in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten ist das Interesse an Ägypten, und vor allem an dem Gizeh-Plateau, durch einflussreiche Gruppen merklich gestiegen. Bereits in den vergangenen zwei Jahrhunderten waren es vor allem die Freimaurer, die ihre Forscher finanziell unterstützten. Der amerikanische Ägyptologe Professor Henry Breasted (1865-1935) studierte bei dem renommierten deutschen Philologen Prof. Adolf Ermann. Seine weitere erfolgreiche wissenschaftliche Laufbahn wurde finanziell durch keinen Geringeren unterstützt als durch den Freimaurer J. D. Rockefeller, zu dem er eine freundschaftliche Beziehung pflegte. Rockefeller jr. ermöglichte es schließlich auch, dass im Jahre 1924 der erste ägyptische Lehrstuhl in den Vereinigten Staaten gegründet wurde. Durch weitere finanzielle Unterstützung gelang es Breasted, das Oriental Institute of Chicago zur führenden Fakultät der Welt zu machen.

Auch andere namhafte britische Forscher wie beispielsweise W. M. Flinders Petrie, sein Vater William Petrie oder Oberst Howard Vyse und sein Forschungsteam gehörten selbiger Bruderschaft an.

Im Sommer 1906 traf sich Flinders Petrie mit James H. Breasted in London. Breasted wurde von einem jungen Mann namens John Ora Kinnaman begleitet, der ebenfalls die Bekanntschaft von Flinders Petrie machte. Petrie und Breasted entwickelten sich zu renommierten Ägyptologen und prägen bis heute das Bild der konservativen Lehrmeinung.

Auch bei dem Archäologen John O. Kinnaman (1877-1961) konnte man auf eine sehr erfolgreiche und seriöse Karriere zurückblicken. Kurz vor seinem Tod begründete Kinnaman eine Stiftung, die heute unter dem Namen Kinnaman Foundation for Biblical and Archaeological Research von Albert J. McDonald geleitet wird. Kinnaman soll – nach einer gefundenen Tonbandaufnahme – gemeinsam mit Flinders Petrie bereits 1925 geheime Kammern unter der Großen Pyramide gefunden haben! (Mehr darüber in dem Artikel über die Halle der Aufzeichnungen)

Schließlich wird es auch kein Zufall sein, dass auch in der Gegenwart eine nicht minder große Verbindung einiger führender Archäologen in die Vereinigten Staaten besteht, wie zum Beispiel zur Edgar Cayce Foundation. Es ist wohl auch kein Zufall, dass die „Live-Übertragung“ des „Gantenbrink-Schachtes“ unter der Schirmherrschaft von National Geographic durchgeführt wurde. Kommen wir zurück zur Mauer.

Es ist anzunehmen, dass es mehrere Gründe für dieses Bauprojekt gibt. Der Hauptgrund wird sicherlich eine bessere Kontrolle sein. Einerseits kann man so ungehinderter an geheimen Projekten bzw. Ausgrabungen arbeiten. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille, denn in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gelang es immer recht gut, die Suche nach unterirdischen Hallen und Kammern fortzusetzen und dieses der Weltöffentlichkeit vorzuenthalten. Erst kürzlich ist man durch Radaruntersuchungen zwischen der Sphinx und der Chephren-Pyramide erneut auf einen Hohlraum gestoßen. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

Die bessere Kontrolle bzw. Sicherheit bezieht sich sicherlich auch auf die immer größer werdende Anzahl von Forschungsgruppen, die sich auch nachts ohne Genehmigung auf das Plateau wagen, um für einige Stunden unbemerkt ihren Vermutungen und Spekulationen nachzugehen. Bei anderen genehmigten(!) Untersuchungen ist es in der Vergangenheit sogar vorgekommen, dass gefundene Artefakte plötzlich von der Bildfläche verschwanden. Ist es da verwunderlich, wenn man sich um eine bessere Sicherheit und Kontrolle bemüht?

Trotz der Ummauerung wird das Plateau für die Öffentlichkeit weiter zugänglich bleiben und ungeachtet dessen wird man auch die Suche nach den verborgenen Hallen und Kammern unvermindert fortsetzen. Wenn es notwendig sein wird, dann schließt man kurzer Hand eine Pyramide für einige Wochen oder Monate, wie das vor einigen Jahren zum Beispiel im Fall der Großen Pyramide vorkam. Bei der Sphinx ist es nicht anders. Bereits 1990 hat man sie komplett eingezäunt, um eine bessere Kontrolle zu gewährleisten. Bis vor einigen Jahren noch gab es einen äußeren Zugang in die unterirdischen Räumlichkeiten der Sphinx. Heute ist er komplett zugemauert. Übrigens haben verschiedene Freimaurerlogen detaillierte Unterlagen über diese unterirdischen Räumlichkeiten. Ein Freimaurer, mit dem ich seit Jahren gut befreundet bin, gewährte mir vor einigen Jahren Einblick in geheime Unterlagen, in denen das unterirdische System in allen Einzelheiten aufgezeichnet ist.

Ein anderer Aspekt bei diesem Bauvorhaben ist der an das Plateau grenzende Stadtteil Nazlet el Samman, der nach Fertigstellung der Mauer quasi vom Geschäft Tourismus ausgeschlossen sein wird. Es ist geplant, den derzeitigen Eingang bei der Sphinx zu schließen und nur noch einen Zugang – an der Nordseite – auf das Plateau zu ermöglichen. Das wiederum bedeutet aber für Tausende von Menschen den Verlust ihrer Arbeitsstelle und letztlich ihres Lebensunterhaltes. Man plant auch die große Anzahl der zum Teil aufdringlichen Souvenirverkäufer und der Pferde- und Kamelanbieter auf dem Plateau einzugrenzen, um den Touristen eine angenehmere und ungestörtere Besichtigung zu gewährleisten. Wer einmal als Tourist oder in einer Reisegruppe in Kairo war, wird das sicherlich verstehen und sogar begrüßen.

Der angrenzende Stadtteil Nazlet El Samman ist aber aus noch anderen Gründen von Bedeutung. Seit Jahren schon haben die Ägyptologen ein Auge auf diesen Bezirk geworfen, denn unter vielen Häuser vermuten die Ägyptologen noch Geheimnisse aus der Pharaonenzeit. Ist man Besitzer eines Baugrundstücks in Samman und will dort ein Haus errichten, dann wird auch heute noch vor Baubeginn einige Meter tief gegraben, um sicherzustellen, dass sich darunter nicht antike Artefakte befinden. Natürlich sind zwei oder drei Meter (tiefer gräbt man nicht) noch lange kein Indiz dafür, dass sich nicht doch etwas in tieferen Lagen befinden könnte, denn 30, 40 oder 50 Meter tief in Fels vorzudringen, war ja für die Ägypter nichts Unübliches.

Prof. J. Hurtaks schätzt, dass das eingemauerte Gelände „etwa acht Quadratkilometer“ umfasse. Weiter berichtet er:

„Die Maueranlage ist so riesig, dass einige Dorfgebäude und Wohnungen dafür niedergerissen und entfernt werden mussten, so dass man annehmen muss, dass mehr als nur der Bereich des touristischen Interesses ins Auge gefasst wurde. Was wir hier vorliegen haben, ist ein viel größerer, wohldurchdachter Plan, der auch die benachbarten Fundstätten mit einschließt und möglicherweise unterirdische Gräber, Tunnel und Gänge sichern soll.“

Die Vermutung von Professor J. Hurtak ist zu beachten, denn bereits vor vielen Jahren gab es Bemühungen der Ägyptischen Altertümerverwaltung, gemeinsam mit der UNESCO, die Bewohner von Nazlet el Samman (zumindest die direkt angrenzenden Häuser) umzusiedeln. Diese Vorhaben hat man bis heute nicht ganz aufgegeben.

Was auch immer die Zukunft zeigen wird, für viele Menschen in Nazlet el Samman wird es keine rosige Zukunft sein.

Während meiner letzten Aufenthalte in Kairo konnte ich mit verschiedenen Bekannten und Freunden über das Bauvorhaben sprechen. So erfuhr ich einen weiteren sehr interessanten Aspekt. Dem zu Folge ist geplant, das Mauerprojekt in der nahen Zukunft nach Süden hin zu erweitern und in den nächsten Jahren selbst Sakkara komplett mit der Mauer zu umschließen. Dann könnte man, so einer meiner Gesprächspartner, vom Gizeh-Plateau aus direkt nach Sakkara fahren. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Mauer nicht direkt hinter der Südseite der Mykerinos-Pyramide verläuft, sondern sich einige Kilometer weiter in südliche Richtung ausdehnt. Nicht ohne Grund wird man dieses große Areal mit eingemauert haben. Die Gesamtfläche des eingemauerten Areals schätzt man auf etwa 8 Quadratkilometer.

Bei meinem letzten Ägyptenaufenthalt traf ich mich, gemeinsam mit Jan Udo Holey, mit dem Chefinspektor des Gizeh-Plateaus, Mansour Boraik, um mit ihm über das Mauerprojekt zu sprechen. Herr Boraik bestätigte uns zwar noch nicht die weiteren Ziele bezüglich Sakkara, ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass der Bereich um Nazlet el Samman aus rein archäologischer Sicht höchst interessant sein dürfte. Der Hauptgrund, so Mansour Boraik, ist aber die Gewährleistung einer größeren Kontrolle und Sicherheit dieses bedeutenden archäologischen Plateaus für Touristen und Forscher. Ob das die ganze Wahrheit ist, bleibt abzuwarten.