Auf den Spuren des Grafen von St. Germain
Im Juni 2003 war ich zu Gast bei Dr. Peter Schraud im herrlichen Schleswig-Holstein am Fuße des bekannten Schlosses Louisenlund, dass seinen besonderen Bekanntheitsgrad Carl von Hessen und keinem Geringeren als dem Grafen von St. Germain verdankt.
Den Lesern meines ersten Buches wird der Name St. Germain schon ein Begriff sein. Um keinen anderen Mann der Zeitgeschichte der letzten 200 Jahre ranken sich so viele Legenden und unglaubliche Geschichten wie um ihn. Es wurde aber auch ebensoviel über ihn geschrieben, leider sind viele einschlägige Werke, die bereits Mitte des 19. Jahrhunderts verfasst wurden, nicht mehr auf dem Markt erhältlich. Selbst der berühmte Casanova, ein Zeitgenosse und Vertrauter des Grafen, kam nicht umhin, über seine außergewöhnliche Ausstrahlung, sein universales Wissen, seine Sprachbegabung und seine Künste auf der Violine und anderen Instrumenten zu berichten. Casanova, so könnte man den alten Schriften entnehmen, hegte trotz seiner Freundschaft und Bewunderung auch ein wenig „Eifersucht“, denn auch die Frauenherzen (so Casanova) lagen dem Grafen stets zu Füßen. Dennoch sagt man ihm nach, sich zu keiner Zeit mit einer Frau eingelassen zu haben – Casanova wird es recht gewesen sein…
In Verbindung mit dem Grafen von St. Germain muss aber auch der Name Carl von Hessen und das Anwesen Louisenlund am Fuße der Schlei genannt werden.
Carl von Hessen
Die Historie des Gutes Louisenlund ist mit dem Namen Carl von Hessen (1744-1836) verbunden. Carl war damals Statthalter der dänischen Krone in Gottdorf. Er verdanke das Gut seiner Frau Luise, der Tochter des dänischen Königs Friedrich V., die es von ihrem Bruder Christian VII., dem Nachfolger Friedrichs auf den dänischen Thron, als Hochzeitsgeschenk erhalten hatte. Das Schloss ließ Carl seiner Gemahlin als Refugium und Sommerresidenz errichten. Heute beherbergt Louisenlund ein renommiertes Internat. Das traditionsreiche Anwesen wurde 1949 von Herzog Friedrich zu Schleswig-Holstein in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt.
Entscheidend für die architektonische Planung und Gestaltung des Anwesens waren zweifellos sein theosophisches Gedankengut, die der Mystik des Mittelalters bzw. des Altertums verhaftete Freimaurerei. Eine zentrale Rolle spielte dabei das okkulte Gedankengut der alten ägyptischen Hohepriester, wie gleich noch zu erkennen sein wird. Zahlreiche Denkmäler bezeugen dies noch heute. So war Louisenlund über einen langen Zeitraum ein Zentrum der Wissenschaft und des Logentums, vorzugsweise der Freimaurerei. Auch hier galt, dass die Loge eine Gemeinschaft ist, deren Grundhaltung auf Toleranz und Humanität aufgebaut ist, zu der sich ihre Mitglieder in feierlichem Zeremoniell verpflichten.
Vergessen sollte man auch nicht das Rosenkreuzertum, denn noch heute ist Louisenlund und insbesondere der sogenannte Freimaurerturm nicht nur Pilgerziel von aktiven Freimaurern sondern gleichfalls auch von aktiven Rosenkreuzern. Das liegt an Verschmelzungen beider Logen, die bereits im Mittelalter stattfanden.
Es war aber auch die Zeit des Suchens nach dem Stein der Weisen und der Alchimisten (Alchimie: u.a. Versuche, unedle Stoffe in edle besonders in Gold umzuwandeln).
Auch Carl von Hessen war ein leidenschaftlicher Alchimist, der einen Weg suchte, um aus Eisen Gold zu machen. Nun kann man nicht behaupten er hätte nicht zumindest einen Teilerfolg erfahren dürfen, denn heraus kam das zwar glänzende, aber bald schwarz anlaufende „Carlsmetall“, das in Rendsburg lange Zeit verhüttet wurde.
Carl von Hessen und der Graf von St. Germain
Zweifellos könnte man die Begegnung zwischen Carl von Hessen und dem Grafen von St. Germain als eine schicksalhafte bezeichnen. Carl von Hessen und der geheimnisumwitterte Graf waren sich das erste Mal in Altona begegnet, als Carl vom Bayrischen Erbfolgekrieg (1778/79), an dem er auf preußischer Seite teilgenommen hatte, nach Schleswig zurückkehrte. Saint Germain hatte sich unter einem seiner zahlreichen Pseudonyme, Welldone, vorgestellt und den Grafen gebeten, ihn auf sein Gut Louisenlund begleiten zu dürfen.
Obwohl Carls erster Eindruck von viel Skepsis begleitet war und Carl von seinem Bruder Wilhelm und auch von Friedrich dem Großen vor einer allzu engen Vertrautheit mit dem Grafen gewarnt hatten, stimmte er zu. Auf irgendeine Weise gelang es dem Grafen jedoch, die Neugier Carls zu wecken, indem er ihm verheißungsvoll in Aussicht stellte: „Sie sollen sehen, was wir zusammen für große Dinge ausrichten werden!“
Saint Germain blieb schließlich fünf lange Jahre als Gast auf Louisenlund und pendelte zwischen seinem Wohnsitz in Eckernförde und seiner „Arbeitsstätte“, dem Louisenlunder Freimaurerturm, ehe er, der „Unsterbliche“, im Jahre 1784 starb und in der Eckernförder Nicolaikirche „still beigesetzt“ wurde, wie die Eintragung im Kirchenbuch noch heute bezeugt.
Saint Germain war zweifellos ein Eingeweihter der östlichen Geheimlehren, sein Name wird in diesem Zusammenhang immer wieder mit Namen wie Nikolei Roerich und seiner Suche nach Shambala, aber auch mit dem Leben und Wirken Apollonios von Tyana (1. Jahrhundert) in Verbindung gebracht.
Der französische Aufklärungsphilosoph Voltaire nannte ihn „den Mann, der alles weiß und niemals stirbt“. Der Graf von Saint Germain war in der Tat ein Mann ohne Geburtsurkunde und Totenschein. Er war Alchimist und Philosoph, Literat, Komponist und Geigenvirtuose, das konnten selbst seine Gegner nicht bestreiten. Seine Herkunft ist niemandem bekannt. Nachweisbar ist, dass er um 1710 erstmals in Venedig auftauchte. 1758 begegnete ihm die alte Gräfin de Georgy am Hof von Ludwig XV. anlässlich eines Balles, zu dem Madame Pompadour geladen hatte. Sie erinnerte sich, diesen Mann schon einmal vor 48 Jahren gesehen zu haben, als sie ihren Gatten, den damaligen Gesandten des Königs, nach Venedig begleitet hatte. Sie fasste sich ein Herz und fragte den Grafen, ob sein Vater um 1710 in Venedig gewesen sein könnte.
„Aber nein, Madame“, antwortete der Graf ruhig, „es ist sehr viel länger her, dass ich meinen Vater verlor; doch lebte ich selbst Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahrhunderts in Venedig und hatte die Ehre, Ihnen damals vorgestellt zu werden. Sie waren damals so gnädig, meine kleinen Barkarolen zu schätzen, die wir gemeinsam zu singen pflegten.“
„Vergebt mir, aber das kann nicht möglich sein, denn der Comte de Saint Germain, den ich damals kannte, war mindestens 45 Jahre alt, und Sie scheinen dieses Alter noch nicht einmal erreicht zu haben.“
„Madame“, antwortete der Graf lächelnd, „ich bin sehr alt.“
„Aber dann müssen Sie beinahe 100 Jahre alt sein.“
„Das ist durchaus denkbar.“
Dieser Dialog wurde von der verwitweten Gräfin de B., einer Hofdame, aufgezeichnet. Sie beschrieb den Grafen als mittelgroß, mit besten Manieren, leicht gebräuntem Teint, schwarzem Haar, lebhaften, intelligenten Gesichtszügen und sehr geistreich. Er war unauffällig aber geschmackvoll gekleidet, und alles, was auf seinen Reichtum hinwies, waren eine Handvoll Diamanten, die er in Ringen und auf seiner Schnupftabakdose trug. Er sprach fließend Französisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch – so gut, dass Einheimische nicht die Spur eines Akzents feststellen konnten. Zudem bestätigten Gelehrte, dass seine Kenntnisse in Latein und Griechisch, Sanskrit, Chinesisch und Arabisch ausgezeichnet seien, etwas, so die Gräfin, was „mit seinen längeren Aufenthalten in Asien“ zusammenhinge. Als Klavierspieler beherrschte er die kompliziertesten Concerti und war Meister auf einer Reihe anderer Instrumente. Zudem sei er ein großartiger Maler gewesen und habe dazu spezielle Farben entwickelt, die den Bildern eine größere Brillanz verliehen.
Von 1737 bis 1742 war er am Hofe des Schahs von Persien. 1745 hielt er sich während der Jakobiner-Revolution in England auf. Dort wurde er wegen Spionageverdachtes verhaftet, aber nach kurzer Zeit wieder freigelassen.
Auch danach folgte Saint Germain vielen Einladungen von Staatsoberhäuptern, unter anderem nach Wien und auch wieder nach Frankreich. Hier wurde er Gesprächspartner, Berater und Freund Ludwig XV. und auch der Madame Pompadour. Den vielen Berichte zufolge war er in Besitz beziehungsweise in Kenntnis des Lebenselixiers (Stein der Weisen). In Labors, die er an verschiedenen Orten einrichtete, stellte er Diamanten her und konnte auch Gold herstellen.
„Er zeigte mir wahre Wunderdinge – eine große Anzahl von Edelsteinen und farbigen Brillanten von ungewöhnlicher Größe und Vollkommenheit. Ich glaubte, die Schätze der Wunderlampe zu erblicken“, berichtete unter anderem Baron Charles-Henry de Gleichen, dänischer Diplomat in Frankreich, über seine Begegnungen mit Saint Germain. Etwa um 1755 unternahm der Graf zum zweiten Mal eine ausgedehnte Reise nach Indien. 1757 kehrte er nach Paris zurück.
1760 wurde Saint Germain vom französischen König zu einer diplomatischen Mission nach Den Haag gesandt. Dort arrangierte er den sensationellen Frieden zwischen Preußen und Österreich, verschaffte sich damit aber Feinde in Frankreich. Danach reiste er zunächst nach London, dann über Deutschland nach Russland. 1761 kam es zu einem interessanten Briefwechsel mit Voltaire. In einem der Nachwelt erhalten gebliebenen Brief Voltaires an Saint Germain vom 6. Juni 1761 heißt es:
„Ich beantworte ihren Brief, Monsieur, den Sie mir im April geschrieben haben, worin Sie schreckliche Geheimnisse offenbaren, einschließlich des schlimmsten aller Geheimnisse, das es für einen alten Mann, wie mich, geben kann – die Stunde seines Todes. Danke, Germain, Ihre lange Reise durch die Zeit wird von meiner Freundschaft für Sie erhellt werden, bis zum Moment, wenn Sie Ihre Offenbarungen um die Mitte des 20. Jahrhunderts erfüllen werden. Die sprechenden Bilder sind ein Geschenk für die mir noch verbleibende Zeit, darüber hinaus könnte doch Euer wunderbares mechanisches Fluggerät Euch zu mir zurückführen. Adieu, mein Freund.“
Voltaire, „Edelmann des Königs“
Etwa zur gleichen Zeit schrieb Voltaire an den Preußenkönig Friedrich den Großen und prophezeite ihm, dass er von Saint Germain – „dem Mann, der alles weiß und niemals stirbt“, wie er ihn nannte – „innerhalb der nächsten 50 Jahre“ aufgesucht würde.
1762 war Saint Germain am Sturz des russischen Zaren Peter III. beteiligt und verhalf Katharina der Großen zum Thron. Danach kehrte er nach Paris zurück und setzte seine alchimistischen Experimente in Chambord fort. 1769 führte sein Weg nach Berlin, dann nach Venedig und anschließend wieder nach Russland. Von 1774 bis 1776 hielt er sich in Triesdorf auf, besuchte 1776 Leipzig und Dresden und 1779 Hamburg. Inzwischen hatte sich auch eine tiefe Freundschaft zwischen ihm und dem Landgrafen Carl von Hessen entwickelt, der sein Schüler wurde. In dieser Zeit hielt sich Saint Germain meist auf Schloss Louisenlund bei Eckernförde auf. Dort hatte der Landgraf den „Alchimistenturm“ für die gemeinsamen Experimente eingerichtet, der noch heute besichtigt werden kann.
Der Freimaurerturm auf Louisenlund musste dem Zahn der Zeit Tribut zollen, nur noch alte Bilder und Aufzeichnungen berichten über den mysteriösen Turm auf Louisenlund. Aus verlässlichen Quellen geht hervor, dass das unter dem Eingang gelegene, von einer zentralen Säule abgestützte Kreuzgewölbe jenen legendären Experimentierkeller enthalten habe, in dem sich nicht nur Carl, sondern auch der sagenumwobene Graf von Saint Germain als Alchimist betätigt hätten. Wahrscheinlicher ist aber die Annahme, dass dieser Raum den Logenbrüdern als „Tempel“ gedient hat, zumal in ihm vielfältige ägyptische Freimaurersymbolik vorhanden gewesen sein soll. Die Alchimie in ihrer praktischen Ausführung ist wahrscheinlich in dem darunter liegenden Kellerraum praktiziert worden.
Außer Frage steht, dass in den Räumen hinter, unter und über dem Phoenixtor nicht nur höchst Geheimes, sondern auch Originelles passierte, denn durch die Alchimie wollte Carl von Hessen den Geheimnissen der Materie auf den Grund gehen. Der vom Phoenixtor umrahmte Hintereingang führte vermutlich in das für Logentreffs symbolträchtig ausgestatte Souterrain, von dem aus eine Treppe in den Alchimistenkeller geführt haben muss.
Die von Säulen gestützten Gewölbedecken der hier hintereinander liegenden Räume sollen den nächtlichen Sternenhimmel wiedergegeben haben. Carl selber hat in seinen Erinnerungen genau beschrieben, mit welchen symbolhaften Bildern die Wände versehen waren. Er spricht von Sphingen, den Pyramiden von Gizeh, einem Obelisken, und einer aufgerichteten Schlange, wie sie z. B. als Stirnschmuck der Pharaonen bekannt ist und als Symbol der Einweihung gilt, aber auch als Schutz vor allem Bösen.
Entsprechend den drei Stufen der Einweihung, die den Aufstieg zum Licht der Erkenntnis markieren, erhoben sich die drei Stockwerke über den Logenräumen. Bis heute zeugen die Fundamente von dem skarabäusförmigen Grundriss der Turmanlage. Am besten erhalten sind die nach ägyptischem Vorbild von beiden Seiten weit ausladenden, entsprechend sanft ansteigenden Rampen, die zum Haupteingang des Turmes hinaufführten. Wie bereits erwähnt ist insbesondere der Freimaurerturm bis heute Pilgerziel von aktiven Freimauren und Rosenkreuzern!
Zwischen 1776 und 1779 soll Saint Germain dann auch Friedrich den Großen aufgesucht haben.
1783 suchte der Graf dann erneut den Landgrafen von Hessen in Louisenlund auf und soll dort am 27. Februar 1784 gestorben sein. Wenigstens ist dort einer Eintragung im Kirchenbuch von Eckernförde zufolge, „der sich so nennende Graf von Saint Germain und Weldona (Weldona war einer der vielen weiteren Namen des Grafen) verstorben und in hiesiger Kirche still beigesetzt.“
Doch die Sache hat einen Haken! Den Protokollen der „Großen Sitzung des Freimaurerkongresses“ von Wilhelmsbad am 15. Februar 1785 zufolge, führten Saint Germain und der Philosoph und Schriftsteller Louis-Claude de Saint Martin (1743-1803) gemeinsam die Delegation der französischen Freimaurer an. Auch Mesmer kam zu diesem Kongress, an dem Vertreter der Rosenkreuzer, Illuminati und anderer Geheimorden aus ganz Europa teilnahmen. Kirchliche Beobachter bezeichneten ihn als „Konzil der Freimaurerei“. Auf dem im selben Jahr stattfindenden Freimaurerkongress von Paris nahm Saint Germain ebenfalls teil!
Comtesse d´Adhemar, eine Hofdame und enge Vertraute der französischen Königin, erzählt in ihren „Souvenirs de Marie-Antoinette“ (Erinnerungen an Marie-Antoinette), sie habe den Grafen nach seinem angeblichen Tod noch mehrmals gesehen:
„Ich sah Monsieur de Saint Germain zu meiner unbeschreiblichen Überraschung immer wieder: 1793 bei einer Hinrichtung der Königin; am Tag nach dem Tod des Herzogs von Enghien 1804; im Januar 1813 und am Vorabend der Ermordung des Herzogs von Berri, 1820.“
Weiter erinnert sich die Comtesse in ihren Memoiren daran, dass der Graf von Saint Germain 1788 noch einmal nach Frankreich kam, um den König und die Königin vor der dunklen Zeit zu warnen, die der französischen Monarchie bevorstand.
„Aber was er sagte, war für uns so unvorstellbar, dass wir ihm nicht glaubten“, schrieb die Comtesse in ihren „Erinnerungen an Marie-Antoinette“. „Alles ist verloren, Gräfin“, hatte er eindringlich gesagt. „In Frankreich wird die Sonne der Monarchie untergehen. Morgen ist es damit vorbei. Chaos, unbeschreibliche Anarchie wird herrschen. Sie wissen, dass ich alles versucht habe, um die Ereignisse in eine andere Richtung zu lenken, aber ich wurde nur ausgelacht. Jetzt ist es zu spät.“
Als ihn die Comtesse fragte, woher er käme, nachdem er doch 1784 angeblich verstorben sei, soll Saint Germain nur geantwortet haben: „Aus China und Japan.“
Wer war dieser Graf von Saint Germain? Wenn wir davon ausgehen, dass er den Angaben der Gräfin Georgy zufolge, im Jahr 1710 „mindestens 45 Jahre alt“ war, müsste er mindestens 155 Jahre alt geworden sein!
Unbestritten ist, dass er einen großen Einfluss auf die Geheimorden jener Zeit ausübte. Er hat die Politik Europas im 18. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst, das steht außer Frage. Irene Tetzlaff, seine Biographin, bezeichnete ihn sogar als „den ersten Wegbereiter der europäischen Einigung“.
Doch wer beauftragte Saint Germain? Und war sein Ausgangspunkt jener geheime Ort des Wissens im Herzen Asiens, wie vermutet wird? Standen Männer wie Nikolai Roerich oder Apollonios von Tyana ebenfalls in Verbindung zu dieser geheimen Bruderschaft? War der Ausgangspunkt ihres Wirkens dieses geheimnisvolle Wissenszentrum Shambhala, das auch heute noch Ziel vieler Expeditionen ist?
In seinen „Kleinen Memoiren“ (Wien 1846) schildert der Freimaurer und Rosenkreuzer Franz Gräffen seine letzte Begegnung mit Saint Germain um 1790.
Als der Graf in die Kutsche stieg, erklärte er seinem Schüler und Logenbruder:
„Ich scheide. Suche mich nicht. Irgendwann einmal wirst Du mich wiedersehen. Morgen Nacht bin ich außer Landes. Ich muss nach Konstantinopel, dann nach England, um zwei Erfindungen vorzubereiten, die im nächsten Jahrhundert gebraucht werden – Eisenbahn und Dampfschiffe, die für Deutschland geplant sind. Die Jahreszeiten werden sich langsam verändern – erst Frühling, dann der Sommer. Das ist die schrittweise Wandlung der Zeit selbst, die Ankündigung, dass der jetzige Zyklus endet. Ich sehe dies alles. Glaube mir, Astrologen und Meteorologen wissen nichts, man muss die Pyramiden studiert haben, wie ich. Zu Ende dieses Jahrhunderts werde ich aus Europa verschwinden und mich selbst in die Regionen des Himalaja begeben. Ich muss rasten, ausruhen. Genau in fünfundachtzig Jahren werden die Menschen ihren Blick wieder auf mich richten. Leb wohl, mein Freund.“
Auch im Jahre 1836, bei der Beerdigung Carl von Hessens, wurde der mysteriöse Graf erneut von vielen Menschen persönlich gesehen. An der Beerdigung nahmen mehrere Tausend Menschen teil! Auch danach soll der sagenhafte Graf von Saint Germain immer wieder an verschiedenen Orten gesehen worden sein, wie bereits die ältesten Quellen zu berichten wissen.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch Dr. Peter Schraud, dem man zu Recht zu den Saint-Germain-Experten zählt. Neben seiner umfangreichen Bibliothek mit Schriften und den ältesten Quellen über den Grafen ist aber auch ein Besuch bei Dr. Schraud immer ein ganz besonderes Erlebnis.
Stefan Erdmann im Gespräch mit dem Saint-Germain-Experten Dr. Peter Schraud.
Im Hintergrund ein Bild des Grafen und eine Nachbildung des Freimaurerturms von Dr. Schraud