Ostafrika – Begegnungen und Überlieferungen

Victoria Lake und Tansania

Im Zusammenhang mit meinen ersten Buch standen insbesondere Recherchen in verschiedenen Ländern Ostafrikas im Mittelpunkt meiner Forschungsarbeit.

Bei meinen Recherchen in Kenia und Tansania rund um den Victoria Lake stieß ich auf ähnliche Überlieferungen, wie sie beispielsweise auch in Südamerika am Titicacasee zu finden sind. In Südamerika berichtet man von den Viracocha, am Victoria Lake heißt die Hauptdarstellerin Simbi. In beiden Fällen handelt es sich um Amphibien, um Mischwesen, die laut der Überlieferungen in die Entwicklung der ansässigen Volksstämme eingegriffen haben und den Menschen bis heute als hochbegabte Kulturbringer in Erinnerung geblieben sind.

Bei meinen letzten Untersuchungen hatte ich das Glück, den bekannten Luo Amoth Owira und seine Familie kennen zu lernen. Die Luo bilden in Ostafrika immerhin die drittgrößte Volksgruppe und besitzen neben ihre großen Tradition auch einen wahren Wissensschatz an alten Überlieferungen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Amoth Owira selbst viele der ihm bekannten Überlieferungen vor etwa 70 Jahren niedergeschrieben hat, aber aus politischen Gründen nur teilweise veröffentlichen konnte, da er auch in diplomatischen Verpflichtungen stand. Den guten Kontakt, den ich zur Owira-Familie herstellen konnte, verdanke ich unter anderem meinem langjährigen Freund, dem Luo Silas Awino, mit dem ich zuletzt in Kenia und in Uganda recherchiert habe. Nur kurze Zeit nach meinem letzten Besuch starb Amoth Owira im Alter von 125 Jahren!

Aufgrund der umfangreichen Arbeit und verschiedener Forschungsreisen für mein Buch „Banken, Brot und Bomben“ musste ich im vergangenen Jahr leider zweimal eine geplante Reise nach Ostafrika absagen. Das schließt auch meine geplanten Recherchen bei den Kibonde in Tansania ein.
Die Kibonde sind ein traditioneller Stamm, der sehr zurückgezogen in den Wäldern lebt und zu denen man nur sehr schwer Kontakt herstellen kann. Selbst die eher zivilisierten Menschen dieser Region sehen die Kibonde nur äußerst selten, so ist es nicht verwunderlich, dass man über sie die abenteuerlichsten Geschichten zu berichten weiß.

Ähnlich wie bei den Okiek-Buschmännern steht auch bei den Kibonde der Baum im Mittelpunkt ihres traditionellen Lebens, aber auch im Mittelpunkt ihrer ältesten Überlieferungen. Viele der Kibonde bauen beispielweise noch ihre Häuser meterhoch in den Bäumen. Natürlich gehören sie, wie die Okiek und andere Stämme, zu einer kleinen Anzahl von Naturvölkern, die noch sehr ursprünglich im Herzen Afrikas ohne Einfluss der Zivilisation leben.